Rückschau auf Active-Seminar in Leipzig (03.12.2008)

Zum Thema „Fit für die Zukunft im Ackerbau“ nahmen die Referenten aktuelle ackerbauliche und landtechnische Fragestellungen unter die Lupe. Mit rund 150 Landwirten und Lohnunternehmern hat das Seminar so großen Zuspruch gefunden, dass im Frühjahr 2009 zum gleichen Thema ein zusätzlicher Termin angeboten werden soll.
 


Dr. Andreas Gransee, Leiter Anwendungsberatung der K+S Kali GmbH, verwies in seinem Vortrag auf eine Studie der FAO. Danach wird die Wasserverfügbarkeit zukünftig zu einer wichtigen Fragestellung im Ackerbau. In Zukunft würde es nicht mehr darum gehen, wie viel dt/ha erzielbar, sondern wie viel dt/l Wasser erreichbar seien. Anhand von Studien und für unterschiedliche Kulturen belegte der Fachmann, dass eine gute Kaliversorgung den Wasserbedarf z. B. von Mais im Vergleich zu schlechter Versorgung um 34 % vermindern kann. Als Grund dafür wurde u.a. eine durch Kalium verbesserte Wasserhaltefähigkeit der Böden angeführt. Außerdem verbessere eine ausreichende Kali-Versorgung die N-Effizienz. Auch Schwefel hätte einen gravierenden Einfluss auf die N-Effizienz und müsste besonders zu Zeiten der Kornfüllung in ausreichendem Maße zur Verfügung stehen. Gerade bei den Grundnährstoffen geht es, nach Aussagen des Fachmanns darum, das System „Boden-Pflanze“ so mit Nährstoffen zu versorgen, dass es langfristig leistungsfähig bleibe. 

Präsentation zum Vortrag von Dr. Andreas Gransee als PDF-Datei.

PD Dr. habil. Joachim Brunotte vom Institut für Agrartechnologie im vTI (ehem. FAL) erläuterte, wie Schadverdichtungen im Boden, vor allem auf den stark befahrenen Vorgewenden und den Fahrgassen weiter vermindert werden können. „Für den deutschen Standard brauchen wir keine Bodenschutzrichtlinie“, so Brunotte. Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz – das VTI hat hier beratende Funktion – unterstützt zwar eine spezifische Bodenschutzstrategie, sieht aber keinen Bedarf für eine Bodenrahmenrichtlinie. Anhand unterschiedlicher Versuche hat das vTI Einflussfaktoren der Bodenverdichtung erfasst, gewichtet und Strategien entwickelt, diese zu vermindern. Als eine technische Möglichkeit zur Verminderung der Spannung im Boden müsse man die Fahrzeugparameter an die Verdichtungsempfindlichkeit der Böden anpassen. Als Schlüsselindikator für die Verdichtungsempfindlichkeit stellte Brunotte die Spurtiefe heraus. Der Reifeninnendruck sei geeignet, sich an das Verdichtungsrisiko des Bodens anzupassen. Vor diesem Hintergrund sei ein Befahrbarkeitssensor, kombiniert mit einer hydrostatischen Niveaumessung, eine optimale Ergänzung zu den bisherigen Maßnahmen des bodenschonenden Ackerbaus. 

Präsentation zum Vortrag von Dr. Joachim Brunotte als PDF-Datei.

Zum Thema Verungrasung nahm Ulrich Henne (Dipl. Ing. Agr. FH) Stellung. Henne berät rund 35 landwirtschaftliche Unternehmen mit intensivem Ackerbau in Norddeutschland. Er beobachtet mittlerweile seit 15 Jahren, dass die Verungrasung insbesondere mit Ackerfuchsschwanz nicht nur auf küstennahen Standorten zunimmt, sondern auch die Trockengebiete erreicht hat. Bei der Mulchsaat würden sich die Gräser noch stärker und schneller ausbreiten als nach Pflugbearbeitung. Allerdings schütze der Pflug nicht vor Verungrasung! Als generelle Ursachen für die Verungrasung stellte der Berater getreidereiche Fruchtfolgen, den geringen Anteil an Sommerkulturen und die geringe Auswahl an herbiziden Wirkstoffgruppen heraus. Besonders bei den Blattherbiziden komme es zunehmend zur Bildung von Resistenzen. Da aus ökonomischen Gründen erweiterte Fruchtfolgen nicht akzeptiert würden, müssten zumindest alle Möglichkeiten der Anbautechnik ausgeschöpft werden. Wenn Ungras aussamt, müsse angestrebt werden, die Saat vollständig zum Auflaufen zu bringen. Die Stoppelbearbeitung müsse viel mehr als bisher „Saatbettbereitung für Ungras und Ausfallgetreide“ werden. Dafür seien auch technische Veränderungen an der Gerätetechnik zwingend erforderlich!

Präsentation zum Vortrag von Ulrich Henne als PDF-Datei.

Wie man mit Mulchschichten an der Bodenoberfläche richtig umgehen kann, erläuterte Dr. Hans. H. Voßhenrich vom vTI Braunschweig. Voßhenrich erklärte, dass schlagende Mulchersysteme gegenüber schneidenden Techniken bei der Zerkleinerung von Stroh eine bessere Arbeit machen. Es hätte sich gezeigt, dass lange Stoppeln zusätzliche Arbeitsgänge erforderlich machten. Deshalb seien Kurzstoppeln zu bevorzugen. Hygieneprobleme könne man, neben der Fruchtfolge, durch gutes Strohmanagement und Bodenbearbeitung (Schlegelhäcksler) einschränken. Mit Stroh als Isolierschicht lasse sich die Bodenfeuchte gezielt steuern. Für die Arbeitstiefe ist, so Voßhenrich, der Boden entscheidend.

Präsentation zum Vortrag von Dr. Hans. H. Voßhenrich als PDF-Datei.

Stefan Hesse, Fachberater der Saaten Union GmbH Isernhagen, stellte klimatische Veränderungen am Beispiel seines Beratungsgebietes Sachsen heraus. Besonders im Sommerhalbjahr seien die Niederschläge zunehmend vermindert. Weil die Vorsommertrockenheit im April/Mai genau in die Bestockungsphase der Sommerkulturen falle, seien diese im Kornertrag deutlich unterlegen, betonte Hesse. Mais als C4 Pflanze hingegen würde dauerhaft gut mit den Klimaveränderungen harmonieren. Weil die Niederschläge in der Hauptwachstumszeit (Juli/August) fallen, sei der Maisanbau selbst auf höheren, kritischen Lagen sicher. Aufgrund ökonomischer Faktoren prognostizierte Hesse für das Jahr 2015/2020 für den Zeitraum von 2015 bis 2020 einen Rückgang der Sommerkulturen, insbesondere der Leguminosen, dafür aber sehr enge Fruchtfolgen wie z.B. Winterraps, Winterweizen, Mais, Winterweizen sowie Weizenmonokultur oder Maismonokultur. Problematisch sei hier aber, dass immer weniger Pflanzenschutzmittel zugelassen werden. Die Hauptgefahr sieht Hesse deshalb in der Zunahme der Herbizidresistenzen. Ohne neue Wirkstoffe könne man dem nur durch den gezielten Einsatz von Bodenbearbeitungsverfahren sowie Fruchtfolge-Maßnahmen begegnen. 

Präsentation zum Vortrag von Stefan Hesse als PDF-Datei.

Dr. Sven Dutzi, Leiter des Produktmanagements bei AMAZONE, erläuterte, dass AMAZONE über eine Vielzahl von Feldversuchen an unterschiedlichen Standorten im In- und Ausland Trends und Potentiale frühzeitig erkennen sowie auswerten und daraus zukünftige Entwicklungen formulieren würde. Aktuell genutzt werden die Ergebnisse der Feldversuche, um praxisgerechte Empfehlungen hinsichtlich standortangepassten Ackerbauverfahren geben zu können. Außerdem werden Vorseriengeräte erprobt und bewertet. Neben dem Standort Leipzig gibt es fünf weitere Standorte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Zudem betreibt AMAZONE Versuchstandorte in den Niederlanden, in Großbritannien, Dänemark, Frankreich und Russland.
Die Versuchsflächen in Leipzig werden in Kooperation mit der Agrarprodukte Kitzen eG und dem vTI Braunschweig bewirtschaftet. Hier wird seit mehreren Jahren untersucht, wie man die Kosten im Ackerbau durch eine standortgerechte Anpassung der Anbauverfahren und eine Überprüfung der Bearbeitungsintensität vermindern kann, ohne auf Ertrag verzichten zu müssen. 

Präsentation zum Vortrag von Dr. Sven Dutzi als PDF-Datei.

Bei der abschließenden Diskussion ging es vor allem um die Frage der gezielten Bekämpfung von Ackerfuchsschwanz. Empfohlen wurde von technischer Seite, eine Scheibenegge mit Striegeln zu kombinieren.
Die Direktsaat, mit allen Höhen und Tiefen, wird in Zukunft wieder wichtiger, auch das ergab die Diskussion. Am russischen Markt werde die Direktsaat intensiv diskutiert, erläuterte Produktmanager Dr. Dutzi. Bei den Versuchen mit der Direktsaat ist der Feldaufgang oft unzureichend, vor allem bei schlechter Bodenqualität, ergänzte Dr. Voßhenrich vom vTI.

Eine Besichtigung der Produktionsstätten und eine Maschinenvorführung auf der betriebseigenen Teststrecke für Grubbersysteme und Pflanzenschutzgeräte rundeten den informativen Tag ab.