Das war der Berater- und Hochschultag 2010

Vortragsraum auf dem Versuchsbetrieb Hermann Helmich

Am 09. und 10. Juni war es wieder soweit. AMAZONE konnte anlässlich des Berater- und Hochschultags sowie eines Themenabends in Westerkappeln auf dem Versuchsbetrieb Hermann Helmich zahlreiche Gäste begrüßen. Zum Berater- und Hochschultag kamen die Multiplikatoren aus Beratung, Forschung und Wissenschaft, während sich zum Themenabend Landwirte und Lohnunternehmer aus Nordwestdeutschland in Westerkappeln zusammenfanden. Die Veranstaltungen boten umfangreiche aktuelle Informationen aus den Bereichen Hygiene im Maisanbau, Düngung, Pflanzenschutz und Elektronik.

Der Berater- und Hochschultag begann zunächst mit einer Einführung in das AMAZONE Versuchswesen auf dem Betrieb Helmich. Es folgten Vorträge von Dr. Johann Frahm, ehemals Landwirtschaftskammer Nordrhein Westfalen, der über die Feldhygiene im Maisanbau berichtete, und Hagen Piotraschke von der Firma Agri Con, der einen neuen Herbizid-Sensor vorstellte. Den Vorträgen folgten Workshops zu den Kernthemen Elektronik, Hygiene im Maisanbau, Düngung und Pflanzenschutz.

Stefan Kiefer, Produktmanager Pflanzenschutz bei AMAZONE,
begrüßte die Gäste und begann den theoretischen Teil mit der Erläuterung des AMAZONE-Versuchswesens. Auf dem Hof Helmich werden seit über zehn Jahren mit der Unterstützung von Partnerfirmen, auf 20 ha Fläche verschiedene Versuche zu Bodenbearbeitung, Düngung und Pflanzenschutz durchgeführt. In der Fruchtfolge finden sich Winterweizen, Wintergerste und Mais wieder. Der Betrieb hat eine Größe von 90 ha und verfügt über 100 Bullenmastplätze. Die durchschnittliche Jahresniederschlagsmenge in der Region liegt bei 850 mm, sandige Lehm-Löß–Böden mit 42 bis 64 Bodenpunkten herrschen vor. 
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Dr. Johann Frahm, ehem. Landwirtschaftskammer Nordrhein Westfalen
Herausforderungen im Maisanbau – Worauf müssen wir achten?

Dr. Frahm begann seinen Vortrag mit drei Möglichkeiten zur Bekämpfung von Schädlingen im Mais:
1. chemische Bekämpfung
2. mechanische Bekämpfung
3. Wahl der Fruchtfolge
 

Dr. Johann Frahm, ehemals Landwirtschaftskammer Nordrhein Westfalen

Vor 1989 gab es lediglich Atrazin als breit und dauerhaft wirkendes Pflanzenschutzmittel im Maisanbau. Nach der Trinkwasserverordnung von 1989 wurde die Anzahl der Wirkstoffe immer größer. Heute stehen den Landwirten Terbuthylazin, Metolachlor, Mesotrione, Pendimethalin, Nicosulfuron, etc. als kurz und spezifischer wirkende Pflanzenschutzmittel zur Verfügung.

Dabei steht der Trend zum flächendeckenden Maisanbau im Konflikt mit den Einträgen von Pflanzenschutzmitteln in das Grundwasser, da die Verkürzung der Fruchtfolgen bis hin zu Monokulturen den Druck von Krankheiten, Schädlingen und Unkraut auf den Pflanzenbestand forciert. Mais-betonte Fruchtfolgen mit mehr als 50 % Maisanteil sind grundsätzlich schwierig zu führen. Andere Ziele des Maisanbaus stehen in Konfrontation mit gesetzlichen Rahmenbedingungen. So kollidieren zum Beispiel Erosionsschutz und reduzierter Einsatz von Pflanzenschutzmitteln miteinander, da der Pflug als Bodenbearbeitungsgerät nicht überall mehr zum Einsatz kommen darf.

Anschließend fokussierte Dr. Frahm seinen Vortrag auf den Bereich der Schädlinge Maiswurzelbohrer und Maiszünsler. Der Maiswurzelbohrer ist als Quarantäneschädling eingestuft. Wenn die Population stark ist, so kann dies zu Ertragseinbußen von bis zu 40 % führen. Wird er auf einer Fläche nachgewiesen, so muss die Fläche sofort behandelt, und es darf die nächsten zwei Jahre kein Mais angebaut werden.

Während der Maiswurzelbohrer noch nicht so stark verbreitet ist, so sieht die Situation beim Maiszünsler schon ganz anders aus. Sein Vorkommen hängt häufig davon ab welches Bodenbearbeitungsverfahren eingesetzt wird. Daraus lässt sich ableiten, dass Erosionsschutzprogramme die Verbreitung des Maiszünslers begünstigen. Trockene und heiße Sommer, gepaart mit kalten Wintern, fördern die Verbreitung zusätzlich.

Sowohl Maiswurzelbohrer als auch Maiszünsler müssen entschieden bekämpft werden. Aufgrund des Konflikts zwischen dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und dem Erosionsschutz spielt die Bodenbearbeitung eine wichtige Rolle. Nach der Maisernte müssen die Maisstoppeln unmittelbar von der Wurzel abgetrennt und aufgefasert werden. Dadurch kann den Schädlingen die Lebensgrundlage entzogen und die Vermehrung unterbrochen werden. Wenn der Pflug wegen des Erosionsschutzes nicht zum Einsatz kommen kann, helfen hierbei Schlegelmulcher, die die Maisstoppel intensiv zerkleinern. Die gleichmäßig verteilten Ernterückstände können anschließend mit Kompaktscheibeneggen in die Erdoberfläche eingearbeitet werden. 
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Hagen Piotraschke, Agri Con
Online-Sensorik in Düngung und Pflanzenschutz – Praxis, Trends und Zukunft!

Precision Farming im weiteren Sinne besteht aus drei Bereichen: Teilflächenspezifischer Pflanzenbau, Automatisierung der Feldarbeiten sowie Dokumentation und Kontrolle. Agri Con beschäftigt sich mit dem Schwerpunkt der Teilflächenspezifik, im speziellen mit der Online-Sensorik für Düngung und Pflanzenschutz. Nach einem Überblick zu aktuellen Verfahren und Technik für Precision Farming (siehe auch Link) und ihrer Teilbereiche konzentrierte sich Piotraschke auf die Neuvorstellung des Herbizid-Sensors.

Je größer eine Fläche ist, desto größer ist auch die Heterogenität der Verteilung von Unkräutern. Wenn man die Schadwirkung, die Verteilung und die Diversität der Unkräuter mit vertretbarem Aufwand messen kann, bietet sich ein enormes Potential an Einspareffekten. Hier soll der H-Sensor helfen, um Betriebsmittel gezielt einzusetzen und einzusparen.

Der Sensor funktioniert wie folgt: Er macht fortlaufend Aufnahmen vom Pflanzenbestand und gibt seine Bilder an ein spezielles Precision Farming Terminal weiter. Dieses analysiert die Bilder und klassifiziert sie nach vordefinierten Entscheidungsregeln. Anschließend leitet das Terminal die Informationen an die Spritzensteuerung weiter, welche die entsprechenden Teilbreiten schaltet. 
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Die Praxisworkshops im Überblick
An der ersten Station erläuterte Ludger Willeke von SKW Piesteritz die Düngeversuche, die von AMAZONE in Partnerschaft mit SKW durchgeführt werden. In den Versuchen vergleicht AMAZONE den Einsatz von herkömmlichen und stabilisierten Düngern in unterschiedlichen Bodenbearbeitungsverfahren. Anhand von einem Bodenprofil zwischen Mulch- und Direktsaat konnten sich die Teilnehmer außerdem ein Bild von der Entwicklung der Bodenstruktur machen.

Im zweiten Workshop ging es um Online-Sensorik und Elektronik. Der H-Sensor von Agri Con wurde an dieser Stelle erstmalig öffentlich im Praxiseinsatz vorgestellt. Neben der Sensortechnik konnten auch verschiedene ISOBUS-Terminals unter die Lupe genommen werden.

Workshop Nummer drei beleuchtete zwei Schwerpunkte. Ein Novum im AMAZONE-Versuchswesen stellte ein Mischdüngerversuch dar. Hier informierte Tim-Randy Sia, AMAZONE Produktmanager für Düngetechnik und Leiter DüngeService, über die Versuchsergebnisse mit den Mischdüngern. Diskutiert wurde auch, in welchem Umfang dem Landwirt Einstellwerte für Düngerstreuer zur Ausbringung von Mischdüngern an die Hand gegeben werden können. Ein weiterer Aspekt dieses Workshops war die Feldhygiene im Maisanbau. Neben der AMAZONE EDX Einzelkornsämaschine stellte die Firma Müthing ihre Schlegelmulcher für die Stoppelbearbeitung vor.

Im Workshop Pflanzenschutz erhielten die Teilnehmer einen Einblick in Versuche zu den Themen Wasseraufwandmengen, Geschwindigkeiten und Düsentechnik. Gerade bei niedrigen Wasseraufwandmengen und hohen Geschwindigkeiten spielt die Düsentechnik eine übergeordnete Rolle. Agrotop stellte in diesem Zusammenhang eine neue Doppelflachstrahldüse mit zwei asymmetrisch angeordneten Spritzfächern vor. So können die Pflanzenschutzmittel ihren optimalen Wirkungsgrad auch bei hohen Fahrgeschwindigkeiten erzielen.

Die lebhaften Diskussionen zeigten, dass die Themenwahl den Nerv des Besucherinteresses getroffen hatte. Auch im nächsten Jahr werden die AMAZONEN-Werke wieder Hochschul- und Beratertage sowie Themenabende durchführen, um Berater wie Landwirte über aktuelle Versuchsergebnisse zu informieren.