Amazone Versuchsgut Wambergen

Die Geschichte des Versuchsgutes Wambergen

Die Meyerhöfe (major domus) sind Gründungen aus der Frankenzeit als Stützpunkte und Wirtschaftshöfe. Auf dieses historische Zeitalter geht die Gründung der Meyerhöfe zurück, so dass diese Höfe auf eine 1000-jährige Geschichte zurückblicken. Bevor Karl der Große im Jahr 778 seinen Feldzug nach Spanien antrat, ließ er an allen bedeutenden Orten im Sachsenland Höfe errichten. Auf diese setzte er hohe Verwalter, die die Aufgabe hatten, für Ruhe und Ordnung im Land zu sorgen. Diese Verwalter, die so die Macht des Kaisers sichern halfen, führten den Titel „Meyer“ oder “Meier”. Infolgedessen wurden auch die Höfe, auf denen sie wohnten, nach ihnen benannt. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich das Meierrecht zum allgemeinen Pachtrecht entwickelt. So wurden die Meyerhöfe zu verpachteten Gutshöfen.

1350 wird der Hof des jetzigen Amazone Versuchsgutes Wambergen erstmals urkundlich als Lehnshof des Osnabrücker Bischofs erwähnt. Henrian Eyfelder aus einem Osnabrücker Stadtgeschlecht wurde in diesem Jahr mit dem Meyerhof belehnt.

Die Hofanlage ist eines der ältesten Gehöfte im Gemeindegebiet Hasbergen und war vor Ausbildung der Bauernschaft im 16. Jahrhundert das Zentrum des Weilers (Wohnsiedlung) Wambergen. 

Später gehörte der Meyerhof zum Stift Leeden und war einer der größten Höfe im Landkreis Osnabrück. 

1810 wurde das Wohn- und Wirtschaftsgebäude errichtet. Es ist Dokument von den ersten bäuerlichen Hallenhäusern, bei dem die neue und sich dann durchsetzende Bauform des Vierständerbaus kombiniert mit verputzten massiven Bruchsteinmauern angewendet wurde. Dieses Gebäude ist bis heute in seiner damaligen Form erhalten geblieben.
 

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1862 verkaufte Johann-Heinrich Erpenbeck, nachdem er nach Amerika ausgewandert war, den geerbten Hof Wambergen. Sein Sohn Rudolf Erpenbeck erhielt über Umwege den Hof Wambergen zurück. Dieser nannte sich von da an Meyer zu Wambergen. Er ist damit der Begründer des Wamberger Zweiges der Erpenbecker Familie. 
In der Neuzeit führte Alexander von Möller den Hof Meyer zu Wambergen. Seine Mutter Margarete von Möller, geb. Meyer zu Wambergen, verstarb 2014 und war die letzte Meyer zu Wambergen. 

Im Laufe der Jahre sind die beiden Bauernschaften Wambergen und Gaste zur Gemeinde Gaste zusammengelegt worden. Heute ist Gaste ein Ortsteil der Gemeinde Hasbergen. 
Gaste ist seit 140 Jahren ebenfalls der Stammsitz der Amazone-Gruppe und der Inhaberfamilien Dreyer. Heinrich Dreyer gründete im Jahr 1883 nämlich seine Firma: „H. Dreyer Fabrik für landw. Maschinen und Geräte in Gaste, Post Hasbergen bei Osnabrück“. Dabei übernahm Heinrich die Werkstatt, die sich schon seit drei Generationen als Tischler- und Stellmacherei im Familienbesitz befand, von seinem Vater. Auch Heinrichs Vorfahren hatten neben anderen landwirtschaftlichen Geräten schon Getreidereiniger – sogenannte Wannemühlen – handwerklich hergestellt. Bereits um 1780, also schon 100 Jahre vor der eigentlichen Firmengründung, hatte die Familie Dreyer eine Getreidereinigungsmaschine an die Stadt Osnabrück geliefert. Dieses historische Zeugnis befindet sich heute im Werksmuseum und belegt eine über 240-jährige Tradition der Familie Dreyer und der Firma AMAZONE.

Plaggenwirtschaft auf Gut Wambergen

Auf dem Gut Meyer zu Wambergen wurde auf einigen Flächen die in Norddeutschland ehemals bekannte Plaggenwirtschaft betrieben. Die sogenannten Plaggenesche sind durch eine spezielle Bewirtschaftung zur Bodenverbesserung entstanden, als der Bevölkerungsdruck im Mittelalter etwa ab dem Jahr 1000 stark stieg und damit einhergehend eine Inkulturnahme auch von Flächen mit weniger nährstoffreichen Böden notwendig wurde.

Um die Ertragshöhe und -sicherheit zu gewährleisten und in Anbetracht des Fehlens mineralischer Dünger war es notwendig, andere Formen der Düngung zu entwickeln. Bei der im Raum Nordwestdeutschlands entwickelten Plaggenwirtschaft wurden einige hofnahe Flächen des Gutes Wambergen regelmäßig mit Gras- oder Heideplaggen gedüngt. Als Plaggen wird abgestochener, humoser Gras-Oberboden mit Teilen der darauf befindlichen Vegetation bezeichnet. Die Plaggen wurden ortsfern gewonnen, in den Ställen zunächst etwa ein Jahr lang als Einstreu genutzt und anschließend zusammen mit dem Mist, Laub, Asche und Küchenabfällen auf die Felder gebracht. Im Osnabrücker Land, als einem Hauptverbreitungsgebiet von Eschböden, setzte ihre Entstehung erst im 12. und 13. Jahrhundert ein. Im Bodenprofil lässt sich auf dem Gut Wambergen die Plaggenwirtschaft bis zu 600 Jahren nachweisen.

Das Ende der Plaggenwirtschaft erfolgte schlagartig Anfang des 20. Jahrhunderts, als mit der Einführung von Mineraldünger Ende des 19. Jahrhunderts die arbeitsintensive Nutzung der Plaggen überflüssig wurde. 

Versuchsgut Wambergen heute

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2018 ist der Hof Meyer zu Wambergen in den Besitz der Amazone-Gruppe übergegangen und dient heute unter anderem der Ausrichtung von Kundenveranstaltungen des Unternehmens. Mittlerweile betreiben die Amazone-Gruppe und die Familien Dreyer mit dem Versuchsgut auch einen landwirtschaftlichen Betrieb mit über 120 ha Fläche. Seit 2020 gibt es gemeinsam mit der Agravis Raiffeisen und unserem Schwesterunternehmen Schmotzer Hacktechnik das Projekt Controlled Row Farming CRF. Hier werden Versuche zu neuen landwirtschaftlichen Verfahren von Kulturen in festen Reihenabständen durchgeführt. Diese Versuche werden vielen internationalen Besuchergruppen gezeigt. Ziel ist es, auf dem Versuchsgut moderne Ackerbauverfahren zu testen, weiterzuentwickeln und zu demonstrieren und mit den Erkenntnissen innovative, auf den jeweiligen Standort optimierte Landtechnik international anzubieten. 

Neues Amazone Museum auf dem Versuchsgut Wambergen

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Im Rahmen der Amazone Kundenveranstaltung „Pflanzenbautage 2022“ wurde das neue landwirtschaftliche Museum auf dem Amazone Versuchsgut Wambergen eingeweiht. Unter Federführung von Klaus Dreyer, dem ehemaligen Geschäftsführer der 3. Gründer-Generation, wurde das Museum in den 1810 gebauten Wohn- und Wirtschaftsgebäuden des Hofes Meyer zu Wambergen eingerichtet. Es wurden Mägde und Knechte ausgebildet. Knechtekammern sind bis heute im Museum des Versuchsgutes Wambergen zu sehen. Das Museum soll Amazone Besuchergruppen die historische Landwirtschaft näherbringen.
 
Insgesamt haben über 20 historische Landmaschinen und 120 kleinere Ausstellungsgegenstände sowie viele geschichtsträchtige Bilder einen gebührenden Platz in dem landwirtschaftlichen Museum der Amazone-Gruppe gefunden. Über viele Jahre hat Klaus Dreyer die wertvollen Maschinen, die größtenteils aus eigener Produktion stammen, mit großer Leidenschaft gesammelt und restaurieren lassen. Besonderes Augenmerk gilt den Geräten aus dem frühen 20. Jahrhundert. Getreidereinigungs-Maschinen und Kartoffelsortierer gehörten zu den Produkten, mit denen die Amazonen-Werke ihre ersten Erfolgsgeschichten auch im Export nach Übersee schrieben. Die älteste der ausgestellten Maschinen ist ein Amazone Kultivator „Typ Siegfried“ zur flachen Stoppelbearbeitung aus dem Jahr 1904. Des Weiteren finden sich unter den Ausstellungsstücken Walzenstreuer und Zweischeiben-Düngerstreuer aus unterschiedlichen Epochen, die die enorme technische Entwicklung in diesem Segment veranschaulichen. Amazone brachte 1958 den ersten Dreipunkt-Zweischeibenstreuer ZA (Zentrifugal-Anbaumaschine) auf den Markt, der später zum Vorbild fast aller auf der Welt verwendeten Düngerstreuer avancierte. Außerdem ist eine Feldspritze des Typs S300 mit einem Kunststofftank aus eigener Fertigung aus dem Jahr 1969 zu sehen, mit der Amazone den Einstieg in eine neue Branche gründete. Unter den Sämaschinen aus den 50er bis 80er Jahren ist auch die legendäre D4 ausgestellt, die dem Unternehmen damals schon nach kurzer Zeit die Marktführerschaft auch auf diesem Gebiet einbrachte. Diese ist kombiniert mit einer Rüttelegge (Baujahr 1963) und bildet damit die erste moderne Säkombination der Welt, entwickelt von dem damaligen Werksleiter in Hude, Dr. Franz Große Scharmann. 

In Verbindung mit den heutigen Versuchsflächen, die mit zukunftsorientierten und hoch technologischen Landmaschinen bewirtschaftet werden, wird besonders deutlich, welch großartige Fortschritte die Landtechnik in den vergangenen Jahrzehnten gemacht hat.

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